Sextortion, eine Variante der sexuellen Erpressung, wird immer geläufiger. Daher nehmen wir uns dieses Themas an. In diesem Artikel führt Sie das LOVE Team durch die Irrungen und Wirrungen dieser gefährlichen Praxis, um aufzuklären und Ihnen zu helfen, sich davor zu schützen. Je besser Sie sich informieren, desto besser sind Sie geschützt.
Die digitalen Entwicklungen unserer Zeit haben unsere Art zu leben, zu lieben und zu kommunizieren revolutioniert. Online-Dating-Plattformen und Instant-Messaging-Dienste haben insbesondere im Dating-Bereich neue Möglichkeiten eröffnet. Auch über große Entfernungen hinweg ist es möglich, enge und intime Bindungen aufzubauen und zu pflegen. Doch diese Entwicklungen bergen auch gewisse Risiken, die manches Mal unterschätzt werden. Dazu zählt auch Sextortion.
In diesem Artikel möchten wir zunächst ausführlich darauf eingehen, was Sextortion ist und wie diese Form der sexuellen Erpressung funktioniert. Wir klären auf, welche katastrophalen Folgen Sextortion für das Leben der Opfer haben kann und haben recherchiert, welche Strafen das Strafgesetzbuch für die Täter vorsieht. Zum Schluss geben wir Ihnen praktische Tipps, wie Sie vermeiden können, in die gefährliche Falle Sextortion zu tappen.
Was ist Sextortion?
Sextortion ist eine Form der sexuellen Erpressung, von der immer mehr Internetnutzerinnen und -nutzer betroffen sind. Das Prinzip ist einfach: Ein Betrüger droht damit, intime Bilder oder Videos des Opfers an Verwandte oder im Internet zu verbreiten, wenn nicht ein bestimmter Geldbetrag gezahlt wird.
An die kompromittierenden Bilder gelangt der Täter in der Regel über den vorherigen Austausch von Nachrichten oder beim Cybersex. Der Betrüger gibt sich dabei als jemand anders aus und verwendet meist ein gestohlenes Profilbild aus dem Internet. Der erste Kontakt zwischen Täter und Opfer erfolgt über soziale Netzwerke. Dann wird das Opfer aufgefordert, das Gespräch auf einem privateren Kanal fortzusetzen. Nach und nach verändern sich die Inhalte der ausgetauschten Nachrichten und der Betrüger fordert das Opfer auf, intime Fotos oder Videos zu schicken.
Sobald der Betrüger im Besitz des Bildmaterials ist, droht er damit, die Fotos oder Videos zu veröffentlichen, wenn das Opfer ihm nicht einen bestimmten Geldbetrag zahlt. Um der Demütigung und Schande zu entgehen, erklärt sich das Opfer oft sehr schnell bereit, zu zahlen.
Ist Sextortion strafbar?
Sextortion ist eine Form der sexuellen Erpressung und kein Scherz oder ein einfaches Vergehen, sondern ein Verbrechen, das vom Gesetz bestraft wird.
In Deutschland wird Erpressung in § 253 des Strafgesetzbuchs (StGB) folgendermaßen definiert: “Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt und dadurch dem Vermögen des Genötigten oder eines anderen Nachteil zufügt, um sich oder einen Dritten zu Unrecht zu bereichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.” Wird darüber hinaus die Vornahme von sexuellen Handlungen verlangt, kann dies eine sexuelle Nötigung nach § 177 StGB darstellen. Trifft der Täter die Entscheidung, das ihm zugespielte Bildmaterial zu veröffentlichen, macht er sich wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs gemäß § 201a StGB strafbar.
Sextortion ist also ein schweres Verbrechen, das verheerende Folgen für das Leben der Opfer haben kann. Es ist daher umso wichtiger, dieses Risiko ernst zu nehmen und sich wirksam gegen dieses gefährliche Vorgehen zu schützen.
Die Anzeichen für Sextortion erkennen
Um nicht in die Falle von Sextortion zu tappen, ist es wichtig, mögliche Warnsignale sofort zu erkennen. Hier sind einige Anzeichen, auf die Sie achten können:
- Sie haben Ihr Gegenüber noch nicht zu sehen bekommen: Wenn Ihr Gegenüber sich weigert, sich bei einem Videocall zu zeigen (zum Beispiel unter dem Vorwand, dass die Webcam defekt ist) oder Ihnen andere Fotos von zu schicken, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass etwas nicht stimmt.
- Ihr Gegenüber zeigt nur einige wenige Fotos von sich selbst: Wenn Ihr Gegenüber nur einige wenige Fotos von sich zeigt, die alle in ähnlichen Situationen oder Kontexten aufgenommen worden zu sein scheinen, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass Fake-Fotos verwendet werden. Hier kann eine umgekehrte Bildersuche bei Google helfen, um zu überprüfen, ob diese Fotos auch anderswo im Internet verwendet werden.
- Einige Details lassen Sie stutzig werden: Wenn Sie bei den persönlichen Angaben zu Ihrem Gegenüber wie Alter, Wohnort oder Arbeit Unstimmigkeiten oder Fehler feststellen, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass Ihr Gegenüber lügt.
- Ihr Gespräch wird schnell anzüglich: Wenn Ihr Gegenüber im Gespräch immer schnell anzüglich wird und sexuelle Anspielungen macht, kann es sein, dass bald kompromittierende Fotos oder Videos von Ihnen verlangt werden.
- Ihr Gegenüber hat nur wenige Kontakte, Freunde oder Follower: Wenn das Profil Ihres Gegenübers nur sehr wenige Kontakte, Freunde oder Follower hat, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass es sich um ein Fake-Profil handelt, das speziell für Sextortion-Zwecke erstellt wurde.
- Ihr Gegenüber macht viele Rechtschreib- und Grammatikfehler: Wenn Ihr Gesprächspartner viele Rechtschreib- und Grammatikfehler macht, sollten Sie vorsichtig sein. Es kann sein, dass es sich um einen Betrüger handelt, der Sie in eine Falle locken will.
Grundsätzlich gilt: Verlassen Sie sich auf Ihre Intuition. Wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt, ist es das wahrscheinlich auch. Brechen Sie in diesem Fall das Gespräch sofort ab und melden Sie das Profil den zuständigen Behörden.
So schützen Sie sich vor Sextortion
Zum Glück gibt es Mittel und Wege, sich vor Sextortion zu schützen. Mit den folgenden Maßnahmen können Sie das Risiko für Sextortion deutlich senken:
- Teilen Sie Ihre persönlichen Daten nicht im Internet: Geben Sie persönliche Informationen wie Ihre Adresse, Telefonnummer oder Ihren Arbeitsplatz nur an Personen weiter, die Sie gut kennen.
- Bleiben Sie immer auf der Plattform und wechseln Sie nicht zu anderen Nachrichtendiensten: Wenn Sie jemanden auf einer Dating-Website oder in einem sozialen Netzwerk kennengelernt haben, bleiben Sie auf der Plattform und wechseln Sie nicht zu einem anderen Nachrichtendienst. Dating-Websites und soziale Netzwerke haben wirksame Sicherheitsmaßnahmen, um die Nutzerinnen und Nutzer zu schützen. Sobald Sie die Plattform verlassen, gehen Sie ein Risiko ein.
- Denken Sie immer daran, dass alles, was Sie online teilen, veröffentlicht werden kann: Alle Inhalte, die Sie online teilen, also Fotos, Videos oder Nachrichten, können potenziell im Internet weiterverbreitet werden. Überlegen Sie sich also gut, ob Sie kompromittierende Bilder oder Informationen teilen wollen.
- Achten Sie darauf, dass Ihre Geräte geschützt sind: Stellen Sie sicher, dass Ihr Computer und Ihr Smartphone über eine aktuelle Antivirensoftware und eine Firewall verfügen. Dies hilft Ihnen, sich vor Malware und Eindringversuchen zu schützen.
Im Internet ist immer Vorsicht geboten. Indem Sie sich dessen bewusst sind und diese Tipps befolgen, reduzieren Sie das Sextortion-Risiko erheblich.
Opfer von Sextortion: So gehen Sie damit um
Wenn Sie Opfer von Sextortion geworden sind, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Forderungen des Betrügers nicht nachzugeben. Am besten halten Sie sich an folgende Vorgehensweise:
- Zahlen Sie kein Lösegeld: Wenn Sie das Lösegeld zahlen, ermutigen Sie den Betrüger nur dazu, Sie weiter zu belästigen. Außerdem gibt es keine Garantie, dass der Betrüger sein Versprechen einhält und die kompromittierenden Bilder nicht weiterverbreitet.
- Melden Sie den Vorfall der Polizei: Sextortion ist ein schweres Verbrechen. Sie sind im Recht und es ist wichtig, dass Sie den Vorfall den zuständigen Behörden melden. Diese können Ihnen helfen, den Betrüger zu finden und ihn vor Gericht zu stellen.
- Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen: Scheuen Sie sich nicht, mit Ihren Freunden und Ihrer Familie darüber zu reden. Sie können Ihnen moralische Unterstützung geben und Ihnen helfen, mit dieser schwierigen Situation umzugehen.
- Schützen Sie Ihre Daten: Ändern Sie Ihre Passwörter und sorgen Sie dafür, dass Ihre Online-Konten sicher sind. Sie können auch verlangen, dass kompromittierende Bilder von den Seiten entfernt werden, auf denen sie veröffentlicht wurden.
Denken Sie daran, dass Sie in dieser Situation nicht allein sind und dass Sie sich für nichts schämen müssen. Sextortion ist ein Verbrechen und es ist wichtig, dass Sie entsprechende Maßnahmen ergreifen, um aus dieser Situation herauszukommen und sich selbst zu schützen.
Sextortion ist ein schweres Verbrechen, das verheerende Folgen für das Leben der Opfer haben kann. Es ist wichtig, sich vor dieser Form der sexuellen Erpressung zu schützen. Dazu ist es entscheidend, sich überhaupt der Risiken bewusst zu sein, denen Sie online ausgesetzt sind. Letztendlich ist es aber im Internet wie im wirklichen Leben wichtig, wachsam zu sein und Vorsicht walten zu lassen. Das funktioniert im wirklichen Leben etwas einfacher. Wenn Sie sich in der digitalen Welt oder im wirklichen Leben in Gefahr fühlen, scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten. Gemeinsam können wir Sextortion bekämpfen und unsere Privatsphäre online schützen.