Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wo die Begeisterung für Liebesgeschichten zwischen Männern in japanischen Mangas und Animes herkommt? Immer mehr Fans bekennen sich offen dazu, Fujoshi zu sein. Wir sind diesem faszinierenden Trend auf den Grund gegangen.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit dem Phänomen Fujoshi. Nach einer kurzen Begriffsdefinition geben wir einen Überblick über die große Vielfalt an Boys-Love-Werken. Anschließend gehen wir darauf ein, was einen richtigen Fan ausmacht. Entdecken Sie mit uns eine Welt, in der Romantik mit Exotik Hand in Hand geht.
Was ist Fujoshi?
Der Begriff Fujoshi hat seinen Ursprung in Japan und bedeutet wörtlich übersetzt „verdorbene Frau“. Er wird verwendet, um weibliche Fans zu benennen, die sich für Geschichten begeistern, in denen es um die Liebe (oder das Begehren) zwischen Männern geht. Für ein besseres Verständnis der Entstehungsgeschichte dieses Begriffs muss man in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts zurückgehen, als eine Reihe von Magazinen zum Thema Manga-Kultur aufkommen. Zur gleichen Zeit gewinnen erste Boys-Love-Geschichten an Popularität.
Auch wenn der Begriff Fujoshi abwertend klingen mag, wird er heute von allen, die sich darin wiederfinden, mit Stolz verwendet. Sich dazu zu bekennen, gilt als Zeichen der Zusammengehörigkeit innerhalb einer verschworenen Gemeinschaft, die vor Ideen nur so strotzt, wie ein komplizenhaftes Augenzwinkern gegenüber allen anderen, die die gleiche Leidenschaft teilen.
Boys Love: eine Welt zwischen Fantasien und Romantik
Als Boys Love, besser bekannt unter der Abkürzung BL, werden sämtliche Mangas, Animes, Dramen und andere Medien bezeichnet, in denen romantische und manchmal erotische Beziehungen zwischen männlichen Charakteren im Mittelpunkt stehen.
Der Erfolg von Boys Love geht vermutlich darauf zurück, dass es sich um eine weniger traditionelle Form der Liebesgeschichte handelt, in der Romantik und Gefühle überzeichnet werden und die Leidenschaft hautnah zu spüren ist. Die romantische Spannung, die Suche nach sich selbst und die Zartheit der Gefühle stehen im Vordergrund. Fujoshi finden in diesen Geschichten oft einen Raum zum Träumen, abseits der üblichen Stereotypen.
Woher die Begeisterung für Boys Love kommt
Die Zahl der Frauen, die sich mit der Fujoshi-Kultur identifizieren, steigt. Das liegt bei vielen daran, dass sie in Boys Love eine idealisierte Romantik wiederfinden, die von widersprüchlichen Emotionen und starker Leidenschaft geprägt ist. Viele sehen darin auch die Möglichkeit, andere Beziehungsmuster zu entdecken. Und natürlich spielt auch die erotische und ästhetische Dimension der Geschichten eine wichtige Rolle: Die Sinnlichkeit der Figuren und die Inszenierung ihrer Gefühle sorgen für ein echtes visuelles und erzählerisches Vergnügen.
Fujoshi in Japan und der Welt
Während das Fujoshi-Phänomen anfangs eher im Underground angesiedelt war, ist es heute eine Bewegung, die aus der japanischen Popkultur nicht mehr wegzudenken ist. Auf Manga- und Anime-Veranstaltungen (in Japan, aber auch weltweit) gibt es mittlerweile spezielle Bereiche für Boys Love und Fan-Communitys.
Auch online findet viel Austausch statt: In Foren, sozialen Netzwerken oder Blogs teilen Fujoshi ihre Gedanken, ihre Analysen von Werken und ihre Theorien über die Entwicklung von Figuren. Vor allem diese online geteilte Begeisterung hat wesentlich zur Verbreitung von BL beigetragen.
Fanart und Fanfiction als Ausdruck der Leidenschaft
Viele Fans begnügen sich nicht damit, ihre Lieblingswerke zu lesen oder anzuschauen. Sie erfinden sie auch auf zahlreiche Arten und Weisen neu. Einige erstellen Zeichnungen (Fanarts), um Szenen zu illustrieren oder sich neue romantische oder lustige Szenen auszudenken. Andere schreiben Fanfictions, in denen sie die ursprüngliche Handlung fortsetzen oder die Beziehung zwischen den Protagonisten neu gestalten.
Viele Fujoshi gehen noch einen Schritt weiter und erfinden eigene Figuren und Geschichten, die sie manchmal in Fanzines (Amateurmagazinen) veröffentlichen, die auf Conventions verkauft werden. Dieser kreative Umgang damit sorgt dafür, dass das Interesse am BL-Genre weiter wachgehalten und weiterentwickelt wird.
Kritik an Fujoshi
Wie jede kulturelle Bewegung ist auch die Fujoshi-Kultur nicht unumstritten. Sie löst zuweilen heftige Debatten aus. So gibt es den Vorwurf, Boys Love würde homosexuelle Beziehungen idealisieren oder sogar karikieren, sodass eine Gefahr der Fetischisierung bestünde. Andere wiederum sehen darin eine Möglichkeit, Geschichten und Gefühle sichtbar zu machen, die in der Unterhaltungsbranche weniger vertreten sind, und Toleranz zu fördern.
Das Unverständnis der breiten Öffentlichkeit kann natürlich auch dazu führen, dass Klischees oder eine gewisse Form der Verachtung entstehen. Kritiker verweisen manchmal auf einen Mangel an Realismus oder eine zu starke Darstellung des Leidens der Figuren und erkennen nicht unbedingt den positiven Beitrag, den diese Geschichten für die Offenheit und Vielfalt von Liebesbeziehungen leisten.
Tipps für den Einstieg in die Welt von Boys Love
Wenn Sie Lust bekommen haben, sich mit BL zu beschäftigen, sollten Sie mit einem Klassiker wie „Given“ (Manga und Anime) oder „Junjo Romantica“ beginnen, die bereits ein breites Publikum erobert haben. In Online-Communitys können Sie Ihre Eindrücke teilen, Fragen stellen und Empfehlungen erhalten, die auf Ihren Geschmack zugeschnitten sind. Unser Tipp: Jenseits der ausgetretenen Pfade findet man manchmal bei einigen unabhängigen oder unbekannteren BL-Mangas echte Schätze.
Fujoshi zu sein bedeutet weit mehr, als BL-Geschichten zu konsumieren: Es bedeutet, sich mit einem romantischen und ästhetischen Genre zu beschäftigen, das dazu einlädt, die traditionelle Darstellung von Liebe und Romantik zu überdenken. Trotz aller Kritik und Vorurteile erlebt BL eine Blütezeit, getragen von aktiven und solidarischen Communitys. Letztendlich veranschaulichen Boys-Love-Geschichten nur die bunte Vielfalt der menschlichen Vorlieben und Emotionen und bieten jedem die Möglichkeit, sich darin selbst zu erkennen und in Geschichten zu entfliehen, in denen Toleranz und Sensibilität herrschen.